Wissenswertes

beziehungNeben dem Reiten ist vor allem der Umgang und nahe Kontakt zu Pferden, die enge Beziehung, die zwischen Pferd und Besitzer entstehen kann der Grund der steigenden Pferdezahlen. Leider hat der Mensch den gefühlsmässigen Zugang zum Pferd vor lauter Wissen (Reitstunden, Bücher, Internet, Diskussionen, Videos etc) verloren, wir sind „Kopfreiter“ geworden und unsere Beziehung zum Pferd ist manchmal kompliziert oder gar schwierig. Das Leben mit dem Pferd ist nicht in vertrauensvoller, beobachtender täglicher Nähe, sondern unsere Begegnung mit unserem Pferd ist terminiert, oft stressig und auch mit hohen Erwartungen ans Pferd geprägt. Hier bieten die Zirkuslektionen neue Zugänge zum Pferd, wervolle Beziehungsmöglichkeiten können die geschaffene Dominanz in gegenseitiges Vertrauen wandeln! Eine faszinierende und wunderschöne Möglichkeit Zugang zum eigenen Pferd zu finden und den Pferde-Alltag auf eine andere Art zu gestalten! Gemeinsam ein Ziel zu erreichen, das Ziel mit dem Pferd still, aber innig zu kommunizieren.
Zirkuslektionen tragen vorallem zur Förderung der „Balance“ bei! Der gymnastizierende Wert der Lektionen ist dabei nicht zu unterschätzen. Bei der Bergziege zum Beispiel werden Rücken und Hinterhandmuskulatur gestärkt. Beim Span. Schritt wird die Schulterfreiheit gefördert usw. Förderung der Elastizität und Spannung der Sehnen und Bänder. Verbesserung der Kraftentfaltung. Gleichgewichtsschulung. Entspannung oder auch Geschmeidigkeit der Bewegung. Ich konnte auch feststellen, dass Pferde selbstbewusster werden oder gemütliche Pferde plötzlich „Pepp“ entwickeln. Aber auch die Auffassungsgabe entwickelt sich und verbessert sich, ich habe selber beobachten können, dass mein Hengst zum Beispiel bei einem Fehler von sich aus versucht, es besser zu machen, damit er meinen Erwartungen enspricht und mir gefallen kann. Die Bereitschaft zur Mitarbeit erhöht sich, wenn sich die Erfolgserlebnisse häufen und so entwickelt sich die Freude am Lernen. Vorallem aber entwickelt sich bei dieser Arbeit das gemeinsame Vertrauen zueinander!

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„Du kannst ein Pferd nicht zwingen Dir zu vertrauen,
Du kannst es aber bitten …“

 

 

 
Ursprung
All die Übungen leiten sich aus dem ursprünglichen/natürlichen Verhalten in der Herde ab. Beispiel span. Schritt oder Steigen = Imponiergehabe des Hengstes. Knien = jedes Pferd führt diese Lektionen vor dem Abliegen aus. Pliez = mein Hengst streckt sich jeden morgen so, nachdem er aufgestanden ist. Kompliment machen die Junghengste beim spielen, wenn sie sich gegenseitig in die Beine beissen. Wir müssen die Lektionen dem Pferd nicht beibringen, jedes Pferd beherrscht sie schon Wir müssen aber einen Weg finden, diese beim Pferd abrufbar machen zu können.

Wie?
Der Grundstein sind Gehorsam und das A,B,C der Bodenarbeit.
Voraussetzung: Führen am Halfter, Stillstehen, Nicht beissen, Hufe heben, Berührungen akzeptieren usw. sind Minimalvoraussetzung. Danach übe ich mit einem Pferd, indem ich es Schritt für Schritt mit einer neuen Aufgabe vertraut mache. Es soll das Gelernte selbstständig ausführen lernen. Für mich sind Zirzensische Lektionen nur schön anzuschauen, wenn das Pferd am Schluss die Lektion aus freien Stücken und mit Freude zeigt. Ansonsten basiert die Lektion auf „Druck“ „Einschüchterung“ im schlimmsten Fall „Gewalt“, was für mich keine Freiheitsdressur ist, das Wort „Freiheit“ sollte im Vordergrund stehen.
Natürlich bin ich realistisch genug, die Freiheit je nachdem der Gegebenheit anzupassen. Sie kann nicht einfach unbegrenzt sein, der Bewegungsraum muss so definiert sein, dass es weder für das Pferd noch den Menschen gefährlich werden kann. In diesem vorgegebenen Raum darf sich das Pferd aber völlig frei bewegen. Am Schluss sehen die Lektionen aus wie ein Spiel, wie am seidenen Faden werden sie vom Pferd ausgeführt, jedoch laufen auch beim Spiel gewisse Regeln ab, hier ist es wichtig, dass der Mensch immer die Spielregeln vorgibt.

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„Das Pferd bestimmt immer den Zeitraum,
indem es eine Lektion lernt!“

 

 

Was wird durch Zirkuslektionen gefördert?
Beim Mensch: 
Vertrauen, Gefühl, Konzentration, Selbstbeherrschung, Geduld, Harmonie, Ruhe, Spass, Reaktion

Beim Pferd:
Vertrauen, Konzentration, freiwillige Mitarbeit, Freude, Reaktion, Gymnastik, Gehorsam

Rasse
Spielt keine Rolle

Grösse
Ich konnte feststellen, dass kleinere Pferde „einfacher“ Zirkuslektionen lernen. Was aber nicht heissen soll, dass grössere/grosse Pferde es nicht lernen können.

Charakter
Spielt eine Rolle! Ist das Pferd eher ängstlich, mutig, ranghohes oder rangniedriges Pferd. Eher eine „Schlaftablette“ oder ein aufgewecktes Pferd. Je nachdem wird hier die Arbeit anders angesetzt.

Alter
Meiner Meinung nach kann man mit einem 3 jährigen Pferd sachte mit Zirkuslektionen beginnen (bis dahin sollte meiner Meinung nach ein Jung-Pferd die Aufzuchtweide geniessen dürfen). Zirzensische Lektionen werden Schritt für Schritt aufgebaut, damit das junge Pferd nicht überfordert wird. Auch mit einem älteren Pferd kann man selbstversändlich Zirkuslektionen erlernen. Ich persönlich mache da aber eine noch längere Aufwärmphase mit Einschritten, Longieren, Dehnungsübungen und meist lernt ein älteres Pferd etwas langsamer, was man beim Arbeiten akzeptieren sollte. Voraussetzung ist primär, dass das Pferd gesund ist, da diese Arbeit Muskeln, Bänder, Sehnen usw bei guter Arbeit stärkt und kräftigt, aber natürlich auch beansprucht.

Was braucht man für Utensilien/Hilfsmittel?
Gerte, Stallhalfer oder Zaum, Führstrick, Handschuhe, Beinlonge, Belohnungswürfel (Rübli), Utensilien wie Podest, Tuch, Ball usw.

Gerte
Die Gerte ist mein verlängerter Arm. Das Pferd soll am Schluss auf feinste Gertensignale reagieren und Lektionen ausführen. Die Gertenhilfe wird im Laufe der Zeit verfeinert/minimiert.

Körpersprache
Die Körpersprache spielt mit eine grosse Rolle!
Allein ein Ausatmen kann ein Pferd vom Trab in den Schritt bringen. Eine Schulterdrehung kann einem Pferd am Boden zeigen, ob es Schulterherein oder Travers gehen soll …

Stimme
Die Stimme spielt mit eine grosse Rolle!
Man kann ein Pferd mit der Stimme motivieren, beruhigen, ermuntern, ermahnen, unterstützen, eine Lektion damit begleiten usw.