Grundgedanken zur Pferdeausbildung

Ich wurde in den letzten Jahren bei meinem Zirkusunterricht vermehrt darauf angesprochen, ob ich auch Dressur-Unterricht erteile, da Ihnen meine Arbeit mit Bonito und Arcaro sehr gefällt. Ich habe mich damals auf Wunsch hin entschlossen ein paar meiner Schüler dabei zu unterstützen. Ich richte mich nach der Klassischen Ausbildung, mein Ziel: Ein Pferd, dass den Reiter gesund tragen kann und ein Reiter, der gefühlvoll über feine Hilfen mit seinem Pferd kommuniziert.

„Die Dressur ist fürs Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur!“

Soll heissen, die Dressurarbeit dient JEDEM Pferd. Der Sinn besteht darin, ihm zu helfen, durch Gymnastik lange gesund zu bleiben und den Reiter zu tragen. Je schlechter das Pferd gebaut ist,  desto besser muss die Dressur sein! Nur so bringt man das Pferd ins Gleichgewicht und an die Hilfen. Die zum tragen wichtigen Muskelpartien sollen an Kraft gewinnen, die Muskulatur wird gelockert, wie auch gestärkt. Daraus entwickelt sich mit der Zeit ein schwungvoller Gang, die Muskeln werden „zu Stossdämpfer für die Gelenke“. Man muss versuchen, das Pferd nicht zu stören, es zu unterstützen, soviel wie nötig, so wenig wie möglich.

 

Mein Unterricht
Erfolgreich „unterrichten“ bedeutet für mich, wenn die Menschen bei mir gelernt haben mit viel Spass und Freude mit Ihren Pferden zu arbeiten, gegenseitiger Respekt und Vertrauen entstanden ist und ich den Leuten die artgerechte Haltung eines Pferdes nebenbei noch vermitteln konnte. Die Pferde sind für mich Freizeitpartner und Freund, kein Sportgerät, das Leistung bringen MUSS. Zwei Lebewesen, die aneinander wachsen, das Ziel sollte immer sein: ein gesundes Pferd, das bei der Arbeit Spass hat, gesund bleibt und über die Jahre durch die Arbeit „schöner“ wird! Schleifen sammeln, Rum und Turniererfolge stehen bei mir beim Zusammensein mit dem Pferd im Hintergrund, das Pferd umsomehr im Vordergrund, jedes mit seinen Eigenheiten.

Unterrichten

 

 

 

 

 

Handarbeit
Die Handarbeit ist eine sinnvolle gymnastizierende Arbeit vom Boden aus. Die Ausrüstung setzt sich aus Trense oder Kappzaum und Gerte zusammen. Über Geraderichtung, Seitengänge und versammelnde Arbeit an der Hand kann das Pferd ohne Reitergewicht gymnastiziert werden. Diese Arbeit vom Boden aus kann gerittene Lektionen unterstützen, kann aber auch als Vorbereitung für versammelnde Arbeit unter dem Sattel genutzt werden. Die Handarbeit eignet sich besonders für Pferde, die nicht geritten werden (Bsp: älteres Pferd, Mensch mit Rückenbeschwerden etc…) oder auch kleine Ponies, die man so bis „zur hohen Schule“ fördern kann. Lektionen wie Schulterherein, Konterschulterherein, Travers, Renvers erarbeitet man sich an der Hand, wie auch die Piaffe oder sogar Levade. Übungen wie im Stehen „Dehnen in die Tiefe“, am Kappzaum Stellung/Biegung einnehmen, dies zuerst nur im Stehen, danach in den Seitengängen, wodurch die Längsbiegung und ein vermehrtes Untertreten eines Hinterbeines erlangt wird.

 

Longieren am Kappzaum
Das Longieren am Kappzaum wird ohne Hilfszügel ausgeführt. Dem Pferd wird durch einen systematischen Aufbau der Hilfengebung und verschiedenen Übungen gezeigt, wie es seine Balance, Takt und Losgelassenheit finden kann, es lernt mit der Hinterhand gut unter den Schwerpunkt zu treten, der Rücken kommt ins Schwingen. Die Muskulatur wird dadurch gedehnt und gekräftigt! Ein unausgebildetes Pferd wird sich auf der Volte wie ein Velo in die Kurve legen. Hierbei tritt das innere Hinterbein nach aussen das Pferd nimmt mit dem Hals Aussenstellung ein. Durch die Kappzaum-Arbeit lernt das gebogene Pferd seine Last mit der Hinterhand zu tragen. Das korrekt gebogene Pferd spurt mit seinem inneren Hinterbein in die Spur des inneren Vorderbeins, genauso mit dem äusseren Hinterbein in die Spur des äusseren Vorderbeins, es läuft also spurtreu, sozusagen wie „auf Schienen“ in der Kurve. Die Schultern sind horizontal gerade. Grosse Aufmerksamkeit muss man bei dieser Arbeit dem Anheben der inneren Schulter schenken.

 

Gymnastizierende Arbeit unterm Sattel – Dressur

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„Zwei Geister müssen wollen, was zwei Körper können“
(Bent Branderup)


Mit einer konsequenten und gesunden Anforderung ans Pferd und einwenig dem Streben nach „Perfektion“ macht man sich auf den langen Weg sein Pferd auszubilden. Man muss immer bereit sein an sich zu arbeiten und diesbezüglich niemals „stehenbleiben“. Man ist nie gut genug, man sollte immer sehr selbstkritisch sein und verbessern wollen und es braucht eine unendliche Disziplin täglich an sich und seinem Sitz zu arbeiten. Nur so wird man dem „inneren Bild“ von Harmonie und Leichtigkeit, der Einheit mit dem Pferd in kleinen Schritten näher kommen. Ein Reiter muss auch bedenken, jedes Pferd ist anders, von jedem Pferd lernt man, je nach Gebäudemerkmalen sieht auch „das Optimum“ einer Lektion von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich aus. Jedes Pferd muss man als „Individum“ betrachten, natürlich auch so beurteilen. Sein Interieur UND Exterieur, welche stark die natürliche Grundrittigkeit beeinflussen und auch seine Art sich zu bewegen. Nur in diesem jeweiligen Rahmen kann man als Reiter das Pferd verändern, im Besten Fall zum Besseren aber nicht darüber hinaus.

„Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden!“
(Sokrates)

 

Theorie
Ich denke, man kann sich, was das Reiten angeht nicht genug weiterbilden, ich tu das, indem ich viele Bücher verschlinge, mich über DVDs/Videos weiterbilde, als Zuschauerin an Kursen teilhabe, vorallem natürlich regelmässig Reitunterricht besuche. Ein Reiter, der über theoretisches Wissen verfügt, wird korrekter, müheloser und zufrieden sein Ziel erreichen als jener, der beim Reiten nicht weiß, was er tut und vor allem WARUM er es tut!

„Die Theorie ist das Wissen, die Praxis das Können, immer aber soll das Wissen dem Handeln vorangehen“. (A. Podhajsky)
„Wo Wissen aufhört, beginnt Gewalt“